Samstag, 17. Mai 2014

Nächtliche Unruhen im Forellenparadis

Es hat in der Tat 6 Wochen und drei Schreibversuche gedauert bis ich es endlich mal geschafft habe diesen Artikel fertig zu schreiben. Mittlerweile bin ich in der Hippie Hochburg Nimbin. Dem Amsterdam Australiens. Was hier abgeht ist echt unglaublich aber vorerst berichte ich von meinen letzten zwei Wochen in Neuseeland. Nachdem ich Flo in Auckland abgesetzt hatte verließ ich die mit Abstand größte Stadt Neuseelands auf direktem Weg. Mit Flo war ich insgesamt 3 Monate auf Reisen. Es war eine extrem coole Zeit! Nun war ich alleine mit Schlodder unterwegs. Vor mir die Northlands – welche eine Backpacker arme Zone sein soll. Angepriesen von Gorden und Michelle soll sich hier ein Traumstrand an den anderen reihen. Genau das Richtige zum Abschluss! Mit nur einem Zwischenstop auf einer DOC Camping Site fuhr ich nach Whangarei. Die Campsite war zwar etwas teurer (10 Dollar) aber lag direkt am Meer. Nur zwei Gehminuten und man steht schon im Wasser!
Bereit für den Sonnenuntergang

Whangarei:
In Whangarei angekommen checkte ich in einen Campingplatz ein um mal wieder meine elektronischen Geräte auf zu laden. Jetzt wo ich alleine reise habe ich abends nichts zu tun. Tagsüber verbringt man die Zeit sowieso mit Autofahren, man guckt sich die Ortschaften an, liegt am Strand oder wandert einen der vielen Tracks in Neuseeland. Ohne einen Kartenspielpartner können die Nächte jedoch einsam werden. Was jedoch auch wieder seine guten Seiten hat. Man achtet zum Beispiel viel mehr auf die Natur! Gefühlt habe ich 6 neue Vogel- und Schmetterlingsarten entdeckt. Als ich mich am nächsten Tag wieder auf den Weg machen wollte bekam ich eine SMS von einer Freundin, welche eine Freundin hat die eventuell auch die Northlands bereisen möchte. Da sie jedoch immer noch in Auckland war entschied ich mich vorerst alleine weiter zu reisen. Nördlich von Whangarei liegt die Bay of Islands. Bis nach Russell schlängeln sich hier unglaublich schöne Offroadstraßen die Küste entlang. Eine der wohl schönsten Autostrecken die ich bisher gefahren bin! Ich fuhr von einer Bucht zur anderen und zeltete an den dort vorhanden Campsites. Diese waren unübertrefflich schön! An der wohl schönsten könnte man vom Strand aus die Delphine beobachten!

Eine Frau erzählte mir, dass regelmäßig Delphine ihre Jungen in die abgelegenen Buchten leiten um ihnen das Jagen beizubringen. Sie selbst ist schon das ein oder andere mal mit ihnen geschwommen. An diesem Tag waren sie jedoch zu weit entfernt... Der Strand an sich mit dieser Aussicht war aber absolut ausreichend! Die nächsten Tage glichen alle dem ersten. Ich fuhr von Bucht zu Bucht und chillte nochmal so richtig ab. Dieser Teil der Northlands war absolut traumhaft! Die Strände kaum zu übertreffen! Zudem gab es kaum Backpacker. Die Campsites waren meist leer gefegt.





Schließlich erreichte ich Russell, eine kleine Hafenstadt. Die Stadt hatte echt Flair und ich machte mich wieder einmal auf einen der vielen Wanderwege Neuseelands zu erforschen.


Die Fähre in Russell nach Pahia


In der Nähe von Pahia nistete ich mich im Pukketi Forest ein. Nach einem kurzen Track bekam ich nochmal eine Nachricht von Miriam (die Freundin von der Freundin).

 Sie war nur noch 3 Stunden von Pahia entfernt und kennt dort einen Local bei dem wir für die Nacht unterkommen können. Meine letzte richtige Dusche war auch schon ein paar Tage her, was mir die Entscheidung erleichterte. Nachdem ich mich mit Miriam getroffen hatte fuhren wir zur Wohnung von Marc. Er lebt dort seit geraumer Zeit mit ein paar Freunden zusammen. Wir durften sogar in einem seiner sonst vermieteten Appartments schlafen und Küche, Waschmaschiene usw mit benutzen. Nach einer ziemlich durch zechten ersten Nacht ließen wir es einen weiteren Tag ruhig angehen und planten unsere Strecke grob durch. Am nächsten Tag ging es dann weiter Richtung Cape Reinga, dem nördlichstens Punkt Neuseelands. Da wir beide unser eigenes Auto haben fahren wir stets in einer Kolonne. Sprittechnich wäre es natürlich besser nur mit einem Auto zu fahren aber ich wollte Schlodder auch nicht für eine Woche irgendwo stehen lassen. Der nächste Stop war der Ninety Mile Beach.

 Während der Ebbe ist dieser mit dem Auto sogar befahrbar jedoch kann man sich leicht im aufgewühlten Sand festfahren. Ich wollte unbedingt mit Schlodder auf diesem endlosen Sandfeld lang heitzen aber entschied mich nach gründlicher Überlegung dagegen. 2 Wochen vor meinem Rückflug wollte ich mein Auto nicht aufs Spiel setzten. Schließlich erreichten wir unser Ziel. Schon von weitem sah man die aneinander gereihten Tourbusse. Ein Weg führte zum Leuchtturm hin welcher den nördlichsten (begehbaren) Punkt Neuseelands markiert.


Cape Reinga


Dieser Ort hat vor allem eine große Bedeutung für die Maori. Laut der Maori starten die Seelen der Verstorbenen von hier aus ihren Pilgerweg nach Hawaiki. Für mich hatte dieser Ort auch eine gewisse Bedeutung da ich hiermit so gut wie am Ende meiner Neuseelandreise bin. Es war mein letztes Reiseziel im Kiwiland. Von hier aus ging es auf der selben Strecke zurück nach Auckland mit einem weiteren Stopp im Puketti Forest. Diesmal campten wir direkt neben einem Fluss in dem sich unzählige Forellenschwärme tummelten.

Mein Jagdinstinkt war geweckt! Ich verfolgte die Schwärme Fluss aufwärts. Petri wollte jedoch nicht mit mir sein. Anstatt auf meinen schwanzlosen Skippie zu beißen nahmen sie doch lieber mit den Fliegen vorlieb. Als ich zurück zu unseren Autos kam war mein Angelequipment spurlos verschwunden. Die Nacht zuvor wurden wir von ein paar Jugendlichen terrorisiert welche um 3 Uhr morgens ihre Scheinwerfer mit Fernlicht auf mein Zelt richteten und zudem den wohl asozialsten Gangsterrap aller Zeiten über den Campingplatz schallten. Vermutlich haben wir auf "ihrem" Platz gestanden. Diese Gang stattete uns erneut einen Besuch ab als ich gerade angeln war und klaute meine Angelbox inklusive Messer. Bevor wir diesen Ort verließen ließ ich mich noch dazu hinreißen diesen Personen einen Brief zu schreiben welchen ich anschließend an einen Baum klebte.
Rührende Worte zum Abschied

Man muss dazu sagen, dass dies die einzige negative Begegnung war, die ich mit Neuseeländern hatte. Die Kiwis gelten ansonsten als äußerst nett und zuvor kommend. Von dem Puketti Forest aus machte ich mich ohne weitere Detouren auf den Weg nach Auckland. Ich hatte bereits ein paar Interessenten für Schlodder gefunden und das erste Treffen stand noch am selben Tag an. Nach vier stündiger Fahrt kam ich verschwitzt in Auckland an. Die Tage davor waren immer recht mäßig aber wenn man dann mal den ganzen Tag im Auto sitzt knallt die Sonne nochmal extra runter. In Auckland angekommen bekam ich direkt mal das Großstadt-Feeling zu spüren. Stau soweit das Auge reicht... Mein erster Autointeressent am anderen Ende der Stadt. Nach Stunden Stau erreichte ich leicht angesäuert Howick, einen Stadtteil Aucklands. Es stellte sich jedoch heraus, dass die drei Holländer eigentlich nicht interessiert sind. Sie wollten die Wof (Warranty of Fitness) nicht selber machen. Das wäre ihnen zu viel Stress. Ich konnte meine Wut nur schwer verbergen vorallem weil ich ihnen im Vorhinein bereits gesagt hatte, dass die Wof fällig wird. Naja was solls-bin ja nur alles umsonst gefahren. Anschließend gurkte ich zwei Stunden nach Mount Eden. Hier wollte mich am nächsten Tag ein weiterer Interessent treffen. Um 7 Uhr erreichte ich das erste Backpackers. Ich wollte einfach nur duschen und schlafen! Aber nein sie waren restlos ausgebucht. Mit zwei weiteren potenziellen Adressen machte ich mich auf zum nächsten Hostel. Ausgebucht! Und auch das dritte war komplett voll. Ich checkte auf Googlemaps alle grünflächen in Auckland ab in der Hoffnung irgendeinen Stellplatz für die Nacht zu finden. Nur 10 Minuten entfernt befand sich ein großer Park. Dieser war jedoch abgeschlossen und umgeben von Wohnhäusern. Auch hier konnte ich nicht stehen bleiben. Meine Laune konnte wohl nicht mehr schlechter werden... Eigentlich hatte ich mir geschworen nie wieder in ein Nomads- oder Base Backpacker ein zu checken aber der Moment war wohl gekommen dieses Versprechen zu brechen. Schnell buchte ich mir ein Zimmer online und fuhr erneut 1 Stunde in die Innenstadt. Natürlich gibt es in diesem Hostel keine Parkplätze, die hätte es nur bei den anderen gegeben. Mir blieb also nichts anderes übrig meinen Schlodder in ein Parkhaus zu pflanzen. Eine Nacht würde wahrscheinlich mehr kosten als er selbst aber ich war derartig müde, verschwitzt, gereizt, dass mir das in dem Moment komplett egal war. Ich checkte in das Base Backpacker ein, dem großen Bruder des Nomads. Für 30 Dollar kann man hier für eine Nacht unterkommen. Totmüde erreichte ich mein Zimer. Ein gemütlicher 10 Betten Dorm. Fenster Fehlanzeige! Vorhänge? Natürlich nicht. Eine Leiter fürs Hochbett? Warum auch? Ich habe schon lange nicht mehr solch eine stickige Luft eingeatmet. Ein Mix aus Alkohol, Schweiß und nassen Handtüchern. Geil! In der Toilette welche fast so schön war wie mein Zimmer duschte ich mich, putzte die Zähne und ging sofort zu Bett. Allerdings war es unmöglich auch nur an Schlaf zu denken. Eigentlich habe ich mir angewöhnt unter diversen Umständen zu schlafen. Ob im Flughafen, auf dem Boot, bei strömenden Regen im nassen Zelt mit nassem Schlafsack etc. Aber dieses Zimmer machte es doch tatsächlich unmöglich! Das Base Backpacker hat natürlich eine Disco unter sich, die um 10 Uhr öffnet. Die Vorhänge wären bitter nötig gewesen da die Werbereklamen der Schaufenster das Zimmer in ein grelles Neongelb tauchten. Zudem war ich der einzige der schlafen wollte. Insgesamt war ich an diesem Tag 8 Stunden im Auto unterwegs gewesen bei 37 Grad und bin dem Autoverkauf kein Stück näher gekommen. Mein Auto steht im Parkhaus wo die Parkhausuhr gnadenlos tickt. Zudem zahle ich 30 Dollar für dieses Stück Scheiße von Bett! Entschuldigt meine Ausdrucksweise. Meine Laune erreichte den Erdmittelpunkt als um 10 der Bass sich durch jede Ritze des Zimmers quetschte. Vielleicht hilft ein Bier? Satte 10 Dollar kostete mich ein Pint Bier. Damit war die Sache auch gelaufen und ich machte mich wieder auf zu meinem Bett. Geschlafen habe ich genau 2 Stunden. Von 4 Bis 6. Um 3 hat endlich die Musik aufgehört zuspielen. Mein Bettnachbar schnarchte abartig laut und um 3 taumelten auch die letzten Alkoholleichen ins Zimmer. Ich war drauf und dran gewesen mich in mein Auto zu verziehen. Döste bei diesem Gedankengang jedoch endlich ein. Was eine Nacht! 30 Dollar Hostel, 10 Dollar Bier und 30 Dollar Parkhaus. 70 Dollar für einen Abend den man schnellst möglich vergessen möchte! Um 6 Uhr morgens checkte ich im Halbschlaf aus und sagte mir erneut: Nie wieder Base oder Nomads! Too mad bra!
Die nächsten Tage verbrachte ich dann ich einem echt gemütlichen Hostel mit Stellplatz für Schlodder. Den Namen habe ich jetzt schon wieder vergessen aber ich weiß noch das es in Mount Eden war (ein weiterer Stadtteil Aucklands). Ich verkaufte schließlich Schlodder an ein malayisches Pärchen. Diese hatten aber keinen blassen Schimmer was sie mit einem Auto anfangen sollen. Nachdem Richard bei der Probefahrt fast einen Fußgänger ummeterte ließen die beiden mich wieder fahren. Da die Registrierung erneuert werden musste und die beiden völlig überfordert waren willigte ich ein ihnen dabei zu helfen. Die Wof (Warrenty of Fitness) war allerdings leichter zu bekommen als erwartet. Die Tatsache, dass die Karosserie mehr oder weniger mit Panzertape zusammengehalten wird schien den Mechanikern relativ egal zu sein. Schließlich erledigten wir den Papierkram und ich verkaufte Schlodder für 800 Dollar, dem selben Preis für den Flo und ich ihn in Queenstown gekauft hatten. Besser hätte es nicht laufen können.

Anschließend hatte ich noch zwei, stressfreie Tage in Auckland vor mir. Im Hostel war stets Betrieb und ich traff mich noch zwei Mal mit Miri. Am 12 April verabschiedete ich mich von ihr da mein Flieger am nächsten Tag schon Richtung Australien abhebt. Unsere 10 Tägige Cape Reinga Reise war ein schöner entspannter Abschluss gewesen. Ich werde nun nach Brisbane fliegen und von dort aus nach Nimbin fahren um als Volunteer am Mardi Grass Festival teil zu nehmen.

Mein Fazit zu Neuseeland:
Neuseeland war absolut traumhaft! Landschaftlich kaum zu übertreffen. Mir hat vor allem sehr gut gefallen wie die Maori in die Gesellschaft integriert sind und die Kultur weiterhin stark prägen. In Australien kann man das nicht von den Aboridgines behaupten. Vor allem wenn man sich Orte wie Katherine anguckt. Doch muss ich sagen, dass mir Australien im Endeffekt besser gefällt. Das richtige Roadtrip Feeling kommt einfach erst dann auf wenn man über ein paar Tage hinweg jeden Tag mehrere Stunden durchs nichts fährt. In Neuseeland kam dieses Gefühl nicht auf - ganz im Gegenteil musste ich mich teilweise sogar beherrschen nicht zu viel zu fahren. Australien hat daher für mich den größeren Reiz! In zweieinhalb Monaten bin ich von der Südinsel bis zur Spitze der Nordinsel gefahren und habe so ziemlich alles auf dem Weg gesehen. In Neuseeland sind sogar die Lebenserhaltungskosten um einen Tick teurer ist als Australien. Trotzdem hatte ich eine unvergessliche Zeit im Land, dass am weitesten von meinem Geburtsort entfernt ist.
Bis bald!
Vincent