Dienstag, 11. März 2014

Auf Wanderschaft!



Moin moin,
Wir machten uns also mit Schlodder auf den Weg nach Te Anau. Von dort aus startet der Kepler Track. Es war ein gutes Gefühl wieder ein Auto zu haben. Man kann stoppen wann und wo man will. Das ist doch einfach viel besser als Busfahren! In Te Anau angekommen buchten wir eine Nacht auf einem Camping Platz. Noch einmal duschen und richtig kochen bevor es auf unsere drei Tages Wanderung geht. Am nächsten morgen ließen wir uns Zeit. Um 9 ging der Wecker - gepackt hatten wir noch nix. Warum auch? Haben doch Zeit. Gegen 12 verließen wir den Campingplatz und machten uns auf den Weg. Wir holten uns die Tickets für die Hütten ab, ich kaufte mir noch eine Kappe und Flo buchte spontan eine Tour zum Milford Sound. Die war so billig da konnte er einfach nicht wieder stehen. Das alles ging ziemlich auf die Zeit und um drei standen wir auf dem Parkplatz des Kepler Tracks. Es kann also losgehen!

Flodo und SamVince Gamgee

Gute 7 Stunden sollte unser Aufstieg zur ersten Hütte also dauern. Ob wir das noch vor Einbruch der Dunkelheit schaffen? Vor der Brücke warnte uns ein deutscher Wanderer, dass eine Wetterfront im Anmarsch sei. Hm... Wird schon gut gehen! Schon nach der ersten halben Stunde bereute ich meine Rucksackwahl. Anstatt mein angenehmes Backpack mit zu nehmen entschied ich mich für meinen halb kaputten Rucksack. Nach einer weiteren Stunde musste Flo auch noch seine Wanderschuhe aus ziehen und in Flip Flops weiter laufen. In einer Hand den Schlafsack und in der anderen die Wanderschuhe.

Der Weg an sich war recht schön und führte mit einer leichten Steigung durch Wälder, kleinere Flüsse und Täler. Nach gut 3 Stunden erreichte uns dann doch noch die Wetterfront. Es began leicht zu regnen. Regenjacken an und weiter. Mit der Zeit nahm der Regen immer mehr zu. Wir hatten beide keine Ahnung ob unsere Rucksäcke regendicht sind oder wie weit es überhaupt noch zur Hütte ist. Kann man da seine Sachen trocknen? Ist da eine Heizung/Feuer? Es regnete nun in Strömen! Wir liefen weiter mutig voran. Es war sowieso zu spät jetzt noch umzudrehen. Nach einer weiteren Stunde waren wir komplett durchnässt! Warum sind wir nicht wie alle anderen früher los gegangen? Wir kämpften uns nur noch voran und achteten gar nicht mehr auf die Natur. Hauptsache wir kommen noch zur Hütte. Als wir dann durch ein Tal wanderten konnte uns der Wald auch nicht mehr vor dem heftigen Regenfall und vor allem vor dem Wind schützen... Klitschnass und durchgefroren stapften wir weiter. Flos Schlafsack in meiner Rechten hatte sich schon ordentlich mit Wasser vollgesaugt und wog mindestens schon das dreifache. Was ein Mist! Auf so ein Wetter waren wir überhaupt nicht vorbereitet. Wir quälten uns weiter und mussten uns mit Geschichten über Döner und Schlodderdiebe zumindest warme Gedanken machen. In der Abenddämmerung hatten wir es dann doch schließlich noch zur Hütte geschafft. Wir mussten leider feststellen, dass es hier weder Feuer noch eine Heizung gab. Der Ranger war zumindest so freundlich uns ein Gitter auf zu hängen. Meine Klamotten waren allesamt durchnässt, sodass ich mir Anziehsachen von anderen Wanderern leihen musste. Immerhin war mein Schlafsack trocken geblieben und nach einem ausführlichen Dosenabendessen konnte ich mich endlich schlafen legen. Ich konnte kaum schlafen, da mir immer noch kalt war und mein Schlafsack mit "15 Grad" einfach nicht für die Temperaturen auf einem Berg geeignet ist. Am nächsten Morgen traf ich Flo auf dem Weg zur Toilette. Er kam mir mit seinem Hab und Gut entgegen und berichtete mir von seiner wohl kältesten Nacht seines Lebens. Sein Schlafsack samt Decke waren immer noch nass als er sich schlafen gelegt hatte. Mir war schon kalt in dem Raum in meinem trockenen Schlafsack wie kalt war ihm dann wohl erst? Zum Glück hatte der Ranger Flo in der Küche angetroffen, ein Feuer gemacht und ihm trockene Anziehsachen gegeben. Da viele der Sachen immer noch nicht komplett trocken waren und Flo nach dieser Nacht nicht in der Lage war weiter zu wandern hatten wir uns entschieden eine weitere Nacht auf der Hütte zu verbringen. Unser Plan den Kepler Track abzuschließen viel damit im wahrsten Sinne des Wortes in Wasser. Da wir noch eine Nacht auf der Hütte bleiben durften halfen wir dem Ranger als kleines Dankeschön und schubkarrten Holz durch die Gegend - die einzige Arbeit die ich wohl in Neuseeland machen werde! Bin doch im Urlaub!


Gegen Abend verbrauchten wir unser letztes Essen und durften uns sogar an der "Vergessen-Box" bedienen. Ein Privileg was auch nur hilfbedürftigen Backpackern zu teil kommt. Was man noch anmerken sollte war wiedermal der auserordentlich hohe Anteil an Deutschen auf dieser Hütte. Die Deutschen reisen und wandern gerne. Kurz gesagt so ziemlich jeder war deutsch und wenn man sich einen Kochtopf ausleihen will kann man eigentlich schon direkt in Deutsch fragen. Wir lernten noch ein deutsches Mädl kennen namens Cathi welches uns auf die Idee brachte am nächsten Tag den Rest des Tracks auf einmal zu laufen. Ich hatte große Lust darauf, da das schönste Stück der Wanderung noch vor uns lag! Natürlich nur wenn das Wetter sich von seiner guten Seite zeigt.
So kam es aber natürlich nicht! Schneesturm auf dem Berg und unten Nebel und Regen. Ihhh! Wer bracht das denn? Nass den Berg hoch und dann in Schnee wandern? Es gibt einfachere Wege sich um zu bringen! Wir entschieden uns geschlagen den Rückweg durchs Tal anzutreten. Den selben Weg nochmal runter zu gehen war nicht wirklich prickelnt aber irgendwie muss man ja wieder runter kommen. Ein klares Highlight war als Flo seine Wanderstiefel einfach an irgendeinen Baum hing und wir später ein bisschen auf einem abgesperrten Weg langliefen. Hier war man endlich mal ein bisschen gefordert und musste sich seinen eigenen Weg bahnen. Bis auf ein paar Kothaufen von kleinen und auch großen Tieren gabs hier allerdings ebenfalls nicht viel zu sehen.

Ohne Regen doch ganz schön!


Gegen Mittag kamen wir am Parkplatz an und waren heil froh, dass Schlodder nicht geklaut war. Anderseits wer will das Ding auch klauen? Die Wanderung war leider ein reiner Flopp, da wir den schönsten Teil verpasst hatten. Über den eingeschneiten Bergpass zu wandern wäre sicherlich schön gewesen aber dafür reichte das Equipment einfach nicht aus. Das nächste Mal werden wir uns bestimmt besser vorbereiten.
Geschafft!

Unsere Bootstour am nächsten morgen sollte schon um 9 Uhr starten. Von daher machten wir uns nach der Wanderung direkt auf den Weg zu einer Campsite nahe des Milford Sounds.

Der Milford Sound ist so ziemlich die Touristen Attraktion Nummer 1. Jeder der Neuseeland bereist nimt dieser Tour mit. Der Wanderweg dorthin ist sogar immer 5 Monate im Voraus ausgebucht. Hier zu zeige ich einfach mal ein paar Bilder:
Regen und Sonnenschein im dauernden Wechsel






Es ging nun wieder zurück nach Queenstown wo wir uns für eine Nacht auf einen Campingplatz stellten. Dieser war überraschender Weise komplett überflutet von Deutschen. Ich hatte an diesem Tag an die 8 verschieden Reisegruppen/Pärchen getroffen und allesamt kamen aus Deutschland. Wenn man den Statistiken vertrauen schenken darf sind momentan 90 Prozent der Immigranten in Neuseeland Deutsche. Ich bin zwar selber einer aber mittlerweile geht mir das echt auf die Nerven, dass man überall Deutsch hört. Ich hätte nicht erwartet, dass es hier noch schlimmer ist als in Australien.
Unseren eigentlichen Plan nochmal ein bisschen Zeit in Queenstown zu verbringen änderten wir relativ schnell, da Florian einen Freund in Takata (Norden der Südinsel) hat. Dieser besitzt ein Boot und bo(o)t uns an bei im eine Weile unter zu kommen. Die Idee gefiel uns beiden sehr und ohne Umschweife machten wir uns auf den Weg.
Neuseeland ist landschaftlich einfach umwerfend und topt auch alles was ich bisher in Australien gesehen habe. Es macht wieder richtig Spaß den ganzen Tag Auto zu fahren und diesen schönen Flecken Erde zu erkunden. Neben den ganzen Deutschen wird Neuseeland noch von einer anderen Plage heimgesucht nämlich von den Sandflies. Diese sind so groß wie Fruchtfliegen aber 10000 mal schlimmer! Sie sind auf der Südinsel überall verbreitet und kommen vor allem in Wassernähe zu Haufen vor. Das schlimme an ihnen ist, dass sie zu keiner Tageszeit inakiv sind. Man hat sie also von Morgens bis Abends um sich. Ihre Bisse kann an mit Mückenstichen vergleichen nur, dass mehr jucken. Wir haben nun schon einige Nächte an Seen verbracht und die Sandflies sind echt das einzige was die Atmosphäre trübt. Ich geh sogar so weit sie schon als nervigstes Lebewesen der Welt zu betiteln!
 Eines Abends haben wir auf einer Campsite drei Polen getroffen und uns länger mit ihnen unterhalten. Sie haben uns erzählt, dass es in Polen nur 100 Visa pro Jahr gibt. In einer Woche der Jahres werden diese dann vergeben uns wer online am schnellsten zuschlägt gehört zu den Glücklichen Hundert. Ich kann es absolut nicht verstehen warum manche Länder nur eine limitierte Anzahl an Visa haben aber die Deutschen/Franzosen nicht. An den Vorschriften sollte man echt mal was ändern! Ein gesunder Mix aller Nationen wäre doch fein.

Auf dem Weg gen Norden stellte sich unser Beschützer-Instinkt unter Beweis als wir auf der Straße einen kleinen Igel vor dem Tod retteten. Er lag zusammen gekauert mitten auf der Straße, wir nahmen ihn mit und setzten ihn nahe eines Waldes wieder aus. Ihn im Auto groß zu ziehen wäre wohl zu umständlich gewesen auch wenn ich mir das Lange überlegte.

Wir fuhren schließlich weiter und hatten kurze Zeit später eine echt denkwürdige Begegnung mit einer Kanadierin. Diese fuhr mit ihrem Auto vor uns und war die schlechteste Autofahrerin die ich je gesehen habe. Wenn man sich erst an den Linksverkehr gewöhnt in einem neuen Land ist es ja normal das man Fehler macht. Aber das was sie geleistet hat war ein paar Nummern größer. Zweimal überholte sie ein Auto genau vor einer Kurve. In einem Moment in dem sie keineswegs sehen konnte was auf der anderen Spur kommt! Wir haben nur laut gestöhnt und uns an den Kopf gefasst wie man nur so gefährlich fahren kann. Wir überlegten uns sogar das Auto irgendwie an zu halten um ihr mal klar zu machen was sie da eigentlich tut! Als wir uns gerade ein Bier gönnten und auf "Alkohol hinter dem Steuer" anstießen bremste das Auto vor uns ab. Wir bremsten ebenfalls und warteten. Komplett ohne Vorwarnung oder jeglichen Grund fuhr sie einfach rückwärts in uns rein. Rummms! Wir ließen schleunigst das Bier verschwinden und begutachteten den Schaden. "Are you drunk?!" fragte Flo. Unser Auto ist  nicht das hübscheste aber sowas muss einfach nicht sein! Sie sah ihre Schuld direkt ein und wir vereinbarten eine Entschädigungssumme von 100$. Sie kann echt glücklich sein, dass sie nicht in irgend ein teures Auto reingerasselt ist. Mit 100$ und einem Anschiss ist sie doch recht gut weg gekommen.
Als nächste Sehenswürdigkeit standen die berühmten Gletscher Neuseelands an. Am Fox Gletscher fuhren wir noch vorbei aber den Franz-Joseph wollten wir uns doch mal aus nächstes Nähe angucken. In vielen Reisebüros oder in Katalogen hatte ich bisher ein paar Bilder von den mächtigen Gletschermassen gesehen. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus! Durch die stetige Erwärmung ist der Gletscher unglaublich geschrumpft. Man sieht noch einen Teil des Gletschers aber es war bei weitem nicht so beeindruckend wie erhofft. Der große "WOW" Moment fiel aus. Es war mehr beeindruckend wie viel weg geschmolzen ist als der Gletscher an sich.

Erschreckendes Vorher - Nachher Bild

Wir haben nun schon ein gutes Stück der Südinsel gesehen und es fast bis nach Takata geschafft. Ich freue mich sehr auf das Boot und was sonst noch auf uns wartet!

Bis zum nächsten Mal

Euer Vincent

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen