Mittwoch, 19. März 2014

Der Traum vom eigenen Boot!

Ahoi ihr Landratten,

ich grüße euch aus dem Örtchen Takaka im Norden Neuseelands. Die letzte Woche verbrachte ich nahe zu ausschließlich auf dem Boot von Tom. Tom kommt ursprünglich aus England und wohnt mitlerweile hier in Neuseeland. Man kann ihn auf jeden Fall als Hippie bezeichnen. Er lebt einen alternativen Lifestyle und  besitzt ein unfassbar gemütliches Haus-Boot namens "Four Winds". Die Möglichkeit mal auf einem Boot zu wohnen wollten wir uns nicht entgehen lassen! Ob Seekrank oder nicht! Auf einem Boot zu leben kann nur cool sein! Wir besuchten Tom in Motueka, wo er im Moment Äpfel pflückt, und verbrachten den Abend mit ihm und seinen Mitbewohnern in seiner Wohnung. Am nächsten Tag ging es dann endlich aufs Boot. Die Straße schlängelte sich in Form von Serpetinen über den Berg. Mal wieder eine unglaublich schöne Szenerie mit eindrucksvollen Aussichten. Tom suchte sich Takaka als Wahlwohnort aus da sie die Stadt mit der größten Hippiedichte Neuseelands ist. In der Hauptstraße reiht sich ein Hippieladen an den anderen - eine echt coole Atmosphäre. Die "Four Winds" liegt in einer Marina momentan zu Anker.
Präsentierte sich an unserer Ankunft

Mit einem kleinen, nach Fisch stinkenden, Beiboot erreicht man das Boot.

Flo, Matt, Tom und ich auf dem Beiboot

Thomas, Simone und Matt hatten sich bereits seit ein paar Tagen auf dem Boot eingenistet. Mit sechs Leuten auf dem Boot wurde es auch ganz schön eng. Es ist urig eingerichtet und bis auf einer Kajüte mit der kleinsten Küche der Welt, dem Deck gibt es auch nicht sonderlich viel Platz. Relativ bald machten wir uns auf den Weg in die Stadt um ein paar Einkäufe zu erledigen. Der Plan für den Abend stand auch schon fest da eine Party in der Nähe Takakas stattfindet. Am letzten Abend war auch schon irgendeine Vollmond-Party - wir wollten uns die Kräfte jedoch für diese sparen. Es sollte sich auch lohnen. Gegen 9 machten wir uns mit zwei Autos, Zelten und Bier bewaffnet auf den Weg. In einem Waldstück waren ein paar Zelte und Bühnen aufgebaut. Ein großes Feuer loderte in der Mitte des Platzes. Generell jede Altergruppe war vertreten: Von Kindern bis zu Weihnachtsmann-artig aussehenden Hippie-Opas.
Gestatten: Der Weihnachtsmann

Wir machten uns es vor der Hauptbühne gemütlich und ließen die Live-Musik auf uns wirken.

Der Abend plätscherte so vor sich hin und als wir von den Live-Bands und DJ`s genug hatten verzogen wir uns in das Chai Tee Zelt. Ich weiß bis heute noch nicht viel Chai Tee ich an diesem Abend getrunken habe... bestimmt 5 Liter! Die Krennsche Blase lässt grüßen! Die Chai-Tee-Kräuter benebelten uns die Sinne und wir ließen den Abend am warem Feuer ausklingen. Eine Frau mitleren alters tanzte, auf was auch immer?, wild ums Feuer herum- ansonsten war es recht still geworden. Gegen 5 gingen wir zurück zu den Autos und Zelten . Endlich schlafen! Den nächsten Tag verbrachten wir komplett auf dem Boot und genoßen das herrliche Wetter. Sonne-kaltes Bier-angeln und das auf einem angenehm schaukelnden Boot. Das Leben kann doch so schön sein! Während wir unten in der Kajüte Karten spielten ließen Matt und ich unsere Handleihnen ausgeworfen mit der Hoffnung auf einen großen Fisch in den Abendstunden. Als ich auf Klo ging checkte ich meine Leine. Da ist auf jeden Fall was dran! Mit nur wenig Widerstand zog ich den müden Fisch nach oben. Flo kam mit einer Lampe zu mir. Ist das ein Hai? Öhmmm ja?! Und tatsächlich hatte ich einen kleinen Hai am Haken. Flo hielt das Tuch, Thomas übernahm die Lichtführung, Simone stand mit der Kamera bereit und ich hatte mich mit der Zange bewaffnet. Selbst für einen so alten und durch aus erfahrenen Angler wie mich war das was neues!

Sein großes Maul hatte doch recht beachtliche Beißer. Mit leicht erhöhten Puls entfernte ich den Haken und wir warfen das arme und restlos erschöpfte Ding zurück ins Meer.
Thomas kocht, Simone und ich bereiten die Kräuter vor

Am nächsten Tag verließ Matt als erstes das Boot. Wir waren nun nur noch zu viert, da Tom wieder arbeiten musste. Dieser Tag lief ähnlich ab wie der letzte. Bis auf einen Kurztrip in die Library, den Supermarkt und die öffentliche Dusche verbrachten wir den Tage auf dem Boot. Als wir es uns mit einem Bierchen auf dem Deck gut gehen ließen sagte Flo: "Ey! Warum angeln wir eigentlich nicht?" Stimmt - Warum den nicht? Ich warf aus und nach 15 Minuten verzog ich mich auf die Hängematte für einen Mittagsschlaf. Kurze Zeit später rief Flo: "Ich hab was großes dran!" Ich eilte zu ihm und nahm die Rute um zu fühlen was dran ist. "Ne das hängt nur fest!" Genau ihn dem Moment setzte sich das Ding in Bewegung. Ich hatte Mühe die überspannte Rute in der Hand zu halten. Recht schnell wurde mir klar, dass es ein Rochen sein muss. Ein Local hatte mir mal in Australien erzählt, dass die Rochen den Köder schlucken und dann einfach nichts tun bzw sich nicht bewegen. Ich legte die Angel über die Reling auf das Gitter und setzte mich auf das andere Ende. So konnte ich die Schnur Stück für Stück einholen. Nach knappen 15 Minute Kampf sahen wir ihn zum ersten Mal.

Es war tatsächlich ein Stingray. Ufff was nun? Sein Stachel ragte bereits bedrohlich aus dem Wasser. Es ist ja bekannt, dass Crocidil-Dundee genau von so einem Ding getötet wurde. Niemand von uns wusste wie man mit so einem Rochen umgeht und von daher schnitt Flo die Schnur so nah wie möglich am Maul ab. Nicht die waidgerechte Art aber bevor einer von uns einen Rochenstachel im Körper stecken hat... Was für ein Erlebnis! Gestern Hai, heute Rochen und morgen einen der berüchtigten Sharkwales aus Mya-Monky?

Am nächsten Tag nahmen wir Abschied von Simone und Thomas. Die beiden waren nun schon eine ganze Woche auf dem Boot und wollten dann auch mal weiter ziehen. Das Boot war unser! Mit dem Abgang der letzten Vegetaria war die Hacksaison eröffnet. Von nun an sollte es jeden Tag Fleisch zum Essen geben! Tagsüber Cuba Libre, Mittags ein bisschen Strom und Internet in der Library schnorren, Abends gemütlich kochen, eventuell eine Lektüre durchblättern und dann bei ruhigem Wellengang einen Film gucken. Wir hatten ja jetzt reichlich Platz zu zweit. Wenn man länger reist und nie wirklich lange an einem Ort bleibt ist es leicht in einem gemütlichen Hostel zu versacken. In einem so gemütlichen Boot wie der "For Vince" ist es unmöglich nicht zu versacken! Auch wenn wir nur aufs härteste abgammelten und nichts unternahmen war es einfach eine super Zeit. Entspannung pur!

Wir waren sogar schon derartig im Bootfeeling, sodass wir bei unseren kurzen Landgängen die Seekrankheit verspürten. Wir saßen in der Library, uns war beiden leicht schwindelig und wir hatten das Gefühl als würde es um uns herum leicht schwanken. Richtige Matrosen eben!
Nach den wohl sechs entspanntesten Tagen meiner bisherigen Reise wollten wir dann doch das häusliche Boot hinter uns lassen und mal wieder was von Neuseeland erkunden. Schweren Herzens brachten wir das Boot wieder auf Vordermann, packten unsere Sachen und fuhren zu unserem ranzigem Schlodder.
Eine letzte Fahrt zum Boot

Wir machten uns auf den Weg zum Fairwell Spit. Hier trafen wir unsere drei polnischen Freunde wieder. Begeistert waren sie nicht wirklich vom Farewell Spit aber sie empfohlen uns einen Strand in der Nähe an dem man sogar Robbenbabys sehen kann. Robbebnbabys? Die bekommt man doch sonst nur im Soßter Zoo zu Gesicht! Nach einer kleinen und eher unspektakulären Wanderung durch die Sanddünen machten wir uns zu besagtem Strand auf. Ein zwanfigminütiger Weg führte Berg auf Berg ab zum Strand.


Und in der Tat in den kleinen natürlichen Pools, die das Meer hinterließ, tolten die kleinen Robbenbabys herum.

Hätte ich am liebsten mit genommen

Es war sehr faszinierend wie man sie beobachten konnte. Sie waren anscheinend schon an die Anwesenheit der Menschen gewöhnt. Flo und ich wagten uns anschließend noch in eine stockdunkle Höhle hinein. Nach ungefähr 10 Metern höhrten wir ein lautes Grunzen/Raunen/Schmatzen aus dem dunkelsten Teil der Höhle. Es flatschte noch zweimal auf dem Boden und wir liefen lachend und leicht verängstigt aus der Höhle. Drum schnicken wer ganz durchläuft? Diese Idee war dann wohl doch zu Selbstmord gefährdent. Natülich versuchten wir es nochmal. Erneut kam uns jene unheilvolle Geräuschkulisse entgegen und wir beließen es dabei. Man muss es ja auch nicht immer übertreiben!



Höhle des Grauens



Es war schon recht spät nach diesem Ausflug und wir entschieden uns wenigstens noch den Abel Tasman Nationalpark zu besuchen. Es war nur eine gute halbe Stunde fahrt von dem Boot aus. Dort angekommen fanden wir einen überteuerten Campingplatz und einen traumhaften Strand vor. 30$ Dollar für ein kleines Stück Wiese? Aber nun waren wir ja schonmal dort da kann man sich doch nochmal in die Wellen stürzen. Nach einer kurzen Abkühlung bei denen Flo die Autoschlüssel spontan badete wollten wir wieder zurück zum Boot. Der Campingplatz war teuer, nicht mal schön und es wimmelte hier von Sandflies. Das lustige daran war, dass ich am Abend zuvor schon auf dem Boot gesagt hatte: "Pass auf! Ich sag dir morgen landen wir wieder hier!" Recht froh über die Vorstellung eine weitere Nacht auf dem Boot verbringen zu können machten wir uns auf den Weg zum Schlodder.  Aber wie es immer so ist in solchen Situationen ... Er wollte doch partu nicht anspringen. Normalerweise geht immer die Alarmanlage an wenn man ihn startet - diese muss man schnell ausschalten und dann läuft er normalerweise einwandfrei. Heute aber nicht. Die Alarmanlage jaulte über den ganzen Campingplatz und wir standen ratlos daneben. Währenddessen wir verzweifelten wurden wir  von Sandflies heimgesucht. Ich hab noch gar nicht erwähnt, dass auf dem Boot keine einzige Sandfly zu finden ist! Ein Traum! Ein Mann im Auto lachte amüsirt über unser Auto und gab uns dann den Tipp die Batterie im Schlüsselbund zu erhitzen. Es musste ja schließlich daran liegen. Ich hielt mein Feuerzeug unter die Batterie bis sie leicht warm wurde. Nur nicht zu stark erhitzen! Flo hatte ein paar Tage zuvor beim vergeblichen Versuch den Motor des Boots mit unseren Autobatterien zu starten ein paar Tropfen Batteriesäure abbekommen. Diese hinterließen zum Glück nur Löcher in seiner Kleidung. Und wie ein Wunder nach ein paar Versuchen klappte es dann doch noch! Wir waren enorm erleichtert und machten uns sofort auf zur Marina.

Auf dem Boot angekommen bot sich uns ein umwerfender Sonnenuntergang! Ich lasse die Bilder für sich sprechen:
Nicht das Beste - Spiegelt jedoch die Atmosphäre wunderbar wieder!


Am nächsten Tag war es dann aber soweit! Der endgültige Abschied vom Boot stand fest denn wir hatten bereits ein Hostel in Picton gebucht und eine Fähre auf die Nordinsel an dem Tag drauf. Wir kauften noch einen Hacky Sack für Toms Geburtstag, eine neue Batterie für Schlodders Schlüssel und machten uns auf den Weg nach Motueka. Nach einer kurzen Runde Hacky Sack mit Tom machten wir uns auf den Weg nach Picton und ließen das entspannte Takaka ein für alle mal hinter uns.

Mast und Schotbruch!

Vincent
Tschüss!


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