Samstag, 15. Februar 2014

Heyho ,
Nach langer Abstinenz melde ich mich mit einem Blogeintrag wieder zurück. Der jetzige Eintrag und die folgenden werden nur von mir (Vincent) kommen. Der Grund warum wir das Blogschreiben in Katherine aufgegeben hatten ist einfach nur weil wir nicht wirklich das Gefühl hatten, dass es viel zu berichten gab. Jedoch habe ich jetzt gemerkt, dass ich vor allem die Erinnerungen für mich haben möchte. Man vergisst alleine schon Kleinigkeiten, die man vor ein paar Tagen erst erlebt hat. So ein Reiseblog ist halt perfekt wenn ich in ein oder zwei Jahren mir ihn durchlese werden ich bestimmt wieder all die Erinnerungen durchleben, die ich damit verbinde. Zudem habe ich festgestellt, dass es besser ist einen Blog alleine zuschreiben da man dann auf jeden Fall nur seine subjektive Meinung einbringt. Wenn man zu zweit schreibt geht man immer kleine Kompromisse ein und das verfälscht  dann ein wenig die Erinnerung. Es wird auf jeden Fall nicht ganz einfach die letzten 5 Monate zu rekonstruieren aber ich versuche mein Bestes.

Katherine:
Im letzten Eintrag, der echt verdammt lange zurück liegt, haben wir darüber berichtet, dass wir uns vorstellen könnten hier in Katherine ein bisschen Zeit zu verbringen und auch zum ersten Mal in das Arbeitsleben eintauchen wollen. Aus dem „bisschen Zeit“ wurde ein 4 monatiger Aufenthalt in Katherine. Wenn man mal überlegt, dass das 1/3 unseres Visums beträgt ist es echt eine lange Zeit. Wir sind also mehr oder weniger freiwillig in Katherine gelandet und hatten keine Ahnung was uns erwartet. Wir haben in dem Backpackers Cocos direkt Britta, Franzi und Sonja kennengelernt (allesamt aus Deutschland) , Luke (Engländer) und Chiko (Australier). Nach ungefähr einer Woche wurden wir unglücklicher Weise aus dem Hostel geschmissen. Der Grund war total lächerlich, da wir eigentlich nur einen lustigen Abend hatten, den wir sogar um 10 Uhr abends beendeten. Da der Hostel-Besitzer Coco (ein sehr entspannter Mensch) sich im Urlaub befand war ein Freund von ihm für das Hostel verantwortlich. Er war leider nicht so entspannt und entschied kurze Hand, dass die Nachtruhe schon um 6 beginnt und setzte uns allesamt am nächsten Morgen vor die Tür. Na toll … Wir durften uns nun also eine neue Unterkunft suchen, was mit 7 Leuten gar nicht mal so einfach ist. Das andere Backpackers war generell komplett ausgebucht und anscheinend ist auch irgendwie durch Katherine rum gegangen , dass wir aus Cocos rausgeschmissen wurden. Nach 6 stündiger Suche bei gemütlichen 45 Grad haben wir zum Glück Lesley gefunden , welcher Zimmer in seinem Haus zu günstigen Preisen vermietet, ein sogenanntes Sharehouse. Die Vorstellung wieder in ein richtiges Haus einzuziehen hat uns allen sehr gefallen und voller Elan haben wir uns also aufgemacht zu Lesleys Haus. Die Euphorie verpuffte jedoch in Sekunden. Das Haus war unbeschreiblich! Wenn man zur Primetime in Deutschland auf Rtl 2 schaltet sieht man manchmal solche ominösen Shows bei denen „Messi Häuser“ entmistet werden. Dieses Haus hätte auf jeden Fall eine zweigeteilte Sonderepisode bekommen. Die Haustür konnte man nicht richtig öffnen, da das „Wohnzimmer“  zu einer Mülldeponie umfunktioniert wurde. Überall lagen Haufen von Müll und man konnte sich nur schwer einen Weg zur Küche bahnen. Diesen Weg hätte man sich auch glatt sparen können da das einfach mal die unappetitlichste Küche überhaupt war. Überall lagen tote Kakerlaken und im Kühlschrank konnte man einer Pilzkolonie beim Wachstum zuschauen.


Unser gemütliches Schlafzimmer


 Es hat uns mit 7 Mann zwei komplette Tage gekostet das Wohnzimmer und die Küche aufzuräumen. Als ob das nicht schon genug war hatte der gute Lesley noch ein paar andere Überraschungen auf Lager: Man durfte kein Alkohol in seinem Haus trinke , keine Schimpfwörter benutzen , was vor allem für Chiko eine wahre Herausforderung war. Zudem musste die Tür zum Zimmer der Mädchen stets offen sein falls er kurzfristig an seinen dort lokalisierten Waffenschrank musste. Es war einfach echt merkwürdig dort zu wohnen von daher entschieden wir uns so bald wie möglich auszuziehen. Wir gingen also wieder nach Katherine, was von seinem Haus 3 Kilometer entfernt war und fanden zum Glück RJ`s Motel.


Vor dem Van ist unser Zimmer


 Wir 4 Jungen waren in einem Raum und die Mädchen hatten ihren eigenen Neben uns. Der einzige Nachteil war, dass wir keine Küche hatten. McDonalds und Woolworth um die Ecke – passt! Als wir Lesley schonend beibrachten, dass wir nach nur 3 Tagen wieder ausziehen verfolgte er uns sogar noch bis zum RJ`s Motel. Es war wohl die richtige Entscheidung von dort wegzuziehen!
Bevor wir jedoch gegangen sind hatte uns Lesley netter Weise noch die Telefonnummer einer Farm organisiert. Die Kings Produce Farm suchte anscheinend noch Helfer für die Kürbisernte. Ein paar Anrufe später hatten wir sogar unseren ersten Job in der Tasche. Die Kürbisernte gilt als eine der  härtesten Erntejobs Australiens und hat in den Belangen auch nicht enttäuscht. Es war die härteste körperliche Arbeit die ich je in meinem Leben gemacht habe! Bei 45 Grad in der prallen Sonne sich in den Staub bücken, einen Eimer mit Kürbissen zu füllen und ihn anschließend über deinen Kopf hinweg in den Traktor zu entleeren ist echt kein Vergnügen. Die liebesvolle Fürsorge des Farmersjungen, der nur in seinem airconditioned truck saß und ab und zu rauskam um uns zu kritisieren machte die Arbeit auch nicht einfacher. Die Bedingungen waren so hart, sodass wir es nie geschafft haben einen Arbeitstag mit der vollen Crew zu beenden. Jeden Tag musste einer unserer Crew vom Feld abgeholt werden da er kurz vor dem Zusammenbruch war.
Sieht harmloser und friedlich aus. Die Ernte ist aber echte Knochenarbeit!

 Nach 5 Tagen war es dann auch zum Glück vorbei und bei 19,96 Dollar pro Stunde kam dann doch noch einiges bei rum. Jetzt hieß es wieder auf Jobsuche zu gehen und sich Katherine mal näher anzugucken.
Katherine an sich ist schon eine interessante Stadt. Sie ist immerhin die dritt größte Stadt des Northern Territorys und beherbergt fast 6 Tausend Einwohner. Im nahen Umfeld der Stadt befinden sich einige Aborigine Siedlungen. Die Zustände, in denen die Aborigines in Katherine hausen sind extrem traurig und abschreckend! Da die Aborigines vor nicht einmal 100 Jahren erst in die moderne Gesellschaft „integriert“ wurden, hatten sie kaum Zeit sich anzupassen. Wenn man überlegt ,dass sie vor 100 Jahren noch im Busch lebten und keinen blassen Schimmer hatten was um sie herum geschieht und ihnen dann von heute auf morgen ein vollkommen anderes Leben gezeigt wird –Natürlich gibt es da Probleme. Zudem haben sie größtenteils nicht freiwillig ihr Land verlassen. Viele Siedlungen wurden umgesiedelt oder zerstört, da man an den Bodenschätzen des Landes interessiert war. Die meisten von ihnen schaffen es einfach nicht sich ein richtiges Leben aufzubauen, da sie ihr Geld für Alkohol und Spielautomaten ausgeben. In Katherine betrinken sie sich Tag für Tag und leben wie Obdachlose. Jeden Donnerstag bekommen sie Geld vom Staat überwiesen und wenn mal wieder eine große Fläche Land verkauft wird bekommen sie einen Aufschub. Bevor ich nach Katherine kam war mir diese Situation nicht bewusst und ich hätte auch nicht erwartet, dass es in Australien so zugeht.
Wir selber haben meistens was in unserer Gruppe unternommen und nach und nach haben wir alle einen Job in Katherine gefunden. Marius und ich wurden dann auch zum Glück fündig: Er bekam einen Job bei Betta Electrica und ich arbeitete in dem Bottleshop der zur Bar Kirbys gehört. Wir arbeiteten gerade mal eine Woche dort und schon bekamen wir ein Jobangebot auf einer Sandalwood Farm. Unsere Aufgabe war es das Unkraut rund um die „guten Pflanzen“ zu sprühen.

In der Ferne sieht man die Traktoren mit den Sprayguns

 Der verdienst war extrem gut und die Arbeit auch nicht zu schwer. Wir arbeiteten tagsüber für 24 Dollar die Stunde und für 28 Dollar die Stunde in der Nacht. Bei Überstunden gabs dann sogar 36 Dollar J Ein weiterer Vorteil war, dass wir unsere Farmtage bekommen haben. Wenn man hier in Australien ein zweites Jahr bleiben möchte muss man mindestens 3 Monate Farmarbeit nachweisen. Unser Alltag sah eigentlich immer gleich aus. Von Montag bis Freitag arbeiteten wir von 16 Uhr bis 12/1 Uhr morgens und das Wochenende hatten wir frei. Es ging eigentlich jeden Samstag ins Kirbys und Sonntag war chillen angesagt. Am 29 Oktober feierte ich sogar meinen Geburtstag  auf dem Sandalwoodfeld. Ein Traum wurde war! :D

Beim nächsten Mal berichte ich weiterhin von meiner Zeit in Katherine und unseren Plänen nach Bali zu fliegen. Bis dann

Euer Vincent

P.S Ein paar weitere Eindrücke vom Sandalwoodfeld:



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