Heyho ,
Nach langer
Abstinenz melde ich mich mit einem Blogeintrag wieder zurück. Der jetzige
Eintrag und die folgenden werden nur von mir (Vincent) kommen. Der Grund warum
wir das Blogschreiben in Katherine aufgegeben hatten ist einfach nur weil wir nicht
wirklich das Gefühl hatten, dass es viel zu berichten gab. Jedoch habe ich
jetzt gemerkt, dass ich vor allem die Erinnerungen für mich haben möchte. Man
vergisst alleine schon Kleinigkeiten, die man vor ein paar Tagen erst erlebt
hat. So ein Reiseblog ist halt perfekt wenn ich in ein oder zwei Jahren mir ihn
durchlese werden ich bestimmt wieder all die Erinnerungen durchleben, die
ich damit verbinde. Zudem habe ich festgestellt, dass es besser ist einen Blog
alleine zuschreiben da man dann auf jeden Fall nur seine subjektive Meinung
einbringt. Wenn man zu zweit schreibt geht man immer kleine Kompromisse ein und
das verfälscht dann ein wenig die
Erinnerung. Es wird auf jeden Fall nicht ganz einfach die letzten 5 Monate zu
rekonstruieren aber ich versuche mein Bestes.
Katherine:
Im letzten
Eintrag, der echt verdammt lange zurück liegt, haben wir darüber berichtet,
dass wir uns vorstellen könnten hier in Katherine ein bisschen Zeit zu
verbringen und auch zum ersten Mal in das Arbeitsleben eintauchen wollen. Aus
dem „bisschen Zeit“ wurde ein 4 monatiger Aufenthalt in Katherine. Wenn man mal
überlegt, dass das 1/3 unseres Visums beträgt ist es echt eine lange Zeit. Wir
sind also mehr oder weniger freiwillig in Katherine gelandet und hatten keine
Ahnung was uns erwartet. Wir haben in dem Backpackers Cocos direkt Britta, Franzi
und Sonja kennengelernt (allesamt aus Deutschland) , Luke (Engländer) und Chiko
(Australier). Nach ungefähr einer Woche wurden wir unglücklicher Weise aus dem
Hostel geschmissen. Der Grund war total lächerlich, da wir eigentlich nur einen
lustigen Abend hatten, den wir sogar um 10 Uhr abends beendeten. Da der
Hostel-Besitzer Coco (ein sehr entspannter Mensch) sich im Urlaub befand war
ein Freund von ihm für das Hostel verantwortlich. Er war leider nicht so entspannt
und entschied kurze Hand, dass die Nachtruhe schon um 6 beginnt und setzte uns
allesamt am nächsten Morgen vor die Tür. Na toll … Wir durften uns nun also
eine neue Unterkunft suchen, was mit 7 Leuten gar nicht mal so einfach ist. Das
andere Backpackers war generell komplett ausgebucht und anscheinend ist auch
irgendwie durch Katherine rum gegangen , dass wir aus Cocos rausgeschmissen
wurden. Nach 6 stündiger Suche bei gemütlichen 45 Grad haben wir zum Glück Lesley gefunden , welcher Zimmer in seinem
Haus zu günstigen Preisen vermietet, ein sogenanntes Sharehouse. Die
Vorstellung wieder in ein richtiges Haus einzuziehen hat uns allen sehr gefallen
und voller Elan haben wir uns also aufgemacht zu Lesleys Haus. Die Euphorie verpuffte
jedoch in Sekunden. Das Haus war unbeschreiblich! Wenn man zur Primetime in
Deutschland auf Rtl 2 schaltet sieht man manchmal solche ominösen Shows bei
denen „Messi Häuser“ entmistet werden. Dieses Haus hätte auf jeden Fall eine
zweigeteilte Sonderepisode bekommen. Die Haustür konnte man nicht richtig öffnen, da das „Wohnzimmer“ zu einer
Mülldeponie umfunktioniert wurde. Überall lagen Haufen von Müll und man konnte
sich nur schwer einen Weg zur Küche bahnen. Diesen Weg hätte man sich auch
glatt sparen können da das einfach mal die unappetitlichste Küche überhaupt
war. Überall lagen tote Kakerlaken und im Kühlschrank konnte man einer
Pilzkolonie beim Wachstum zuschauen.
Unser gemütliches Schlafzimmer |
Es hat uns mit 7 Mann zwei komplette Tage
gekostet das Wohnzimmer und die Küche aufzuräumen. Als ob das nicht schon genug
war hatte der gute Lesley noch ein paar andere Überraschungen auf Lager: Man
durfte kein Alkohol in seinem Haus trinke , keine Schimpfwörter benutzen , was
vor allem für Chiko eine wahre Herausforderung war. Zudem musste die Tür zum
Zimmer der Mädchen stets offen sein falls er kurzfristig an seinen dort
lokalisierten Waffenschrank musste. Es war einfach echt merkwürdig dort zu
wohnen von daher entschieden wir uns so bald wie möglich auszuziehen. Wir gingen
also wieder nach Katherine, was von seinem Haus 3 Kilometer entfernt war und
fanden zum Glück RJ`s Motel.
Vor dem Van ist unser Zimmer |
Wir 4 Jungen waren in einem Raum und die Mädchen
hatten ihren eigenen Neben uns. Der einzige Nachteil war, dass wir keine Küche
hatten. McDonalds und Woolworth um die Ecke – passt! Als wir Lesley schonend
beibrachten, dass wir nach nur 3 Tagen wieder ausziehen verfolgte er uns sogar
noch bis zum RJ`s Motel. Es war wohl die richtige Entscheidung von dort
wegzuziehen!
Bevor wir
jedoch gegangen sind hatte uns Lesley netter Weise noch die Telefonnummer einer
Farm organisiert. Die Kings Produce Farm suchte anscheinend noch Helfer für die
Kürbisernte. Ein paar Anrufe später hatten wir sogar unseren ersten Job in der
Tasche. Die Kürbisernte gilt als eine der
härtesten Erntejobs Australiens und hat in den Belangen auch nicht
enttäuscht. Es war die härteste körperliche Arbeit die ich je in meinem Leben
gemacht habe! Bei 45 Grad in der prallen Sonne sich in den Staub bücken, einen
Eimer mit Kürbissen zu füllen und ihn anschließend über deinen Kopf hinweg in
den Traktor zu entleeren ist echt kein Vergnügen. Die liebesvolle Fürsorge des
Farmersjungen, der nur in seinem airconditioned truck saß und ab und zu rauskam
um uns zu kritisieren machte die Arbeit auch nicht einfacher. Die Bedingungen
waren so hart, sodass wir es nie geschafft haben einen Arbeitstag mit der
vollen Crew zu beenden. Jeden Tag musste einer unserer Crew vom Feld abgeholt
werden da er kurz vor dem Zusammenbruch war.
Sieht harmloser und friedlich aus. Die Ernte ist aber echte Knochenarbeit! |
Nach 5 Tagen war es dann auch zum
Glück vorbei und bei 19,96 Dollar pro Stunde kam dann doch noch einiges bei rum.
Jetzt hieß es wieder auf Jobsuche zu gehen und sich Katherine mal näher
anzugucken.
Katherine an
sich ist schon eine interessante Stadt. Sie ist immerhin die dritt größte Stadt
des Northern Territorys und beherbergt fast 6 Tausend Einwohner. Im nahen
Umfeld der Stadt befinden sich einige Aborigine Siedlungen. Die Zustände, in
denen die Aborigines in Katherine hausen sind extrem traurig und abschreckend!
Da die Aborigines vor nicht einmal 100 Jahren erst in die moderne Gesellschaft
„integriert“ wurden, hatten sie kaum Zeit sich anzupassen. Wenn man überlegt
,dass sie vor 100 Jahren noch im Busch lebten und keinen blassen Schimmer
hatten was um sie herum geschieht und ihnen dann von heute auf morgen ein
vollkommen anderes Leben gezeigt wird –Natürlich gibt es da Probleme. Zudem
haben sie größtenteils nicht freiwillig ihr Land verlassen. Viele Siedlungen
wurden umgesiedelt oder zerstört, da man an den Bodenschätzen des Landes
interessiert war. Die meisten von ihnen schaffen es einfach nicht sich ein
richtiges Leben aufzubauen, da sie ihr Geld für Alkohol und Spielautomaten
ausgeben. In Katherine betrinken sie sich Tag für Tag und leben wie Obdachlose.
Jeden Donnerstag bekommen sie Geld vom Staat überwiesen und wenn mal wieder
eine große Fläche Land verkauft wird bekommen sie einen Aufschub. Bevor ich
nach Katherine kam war mir diese Situation nicht bewusst und ich hätte auch
nicht erwartet, dass es in Australien so zugeht.
Wir selber
haben meistens was in unserer Gruppe unternommen und nach und nach haben wir
alle einen Job in Katherine gefunden. Marius und ich wurden dann auch zum Glück
fündig: Er bekam einen Job bei Betta Electrica und ich arbeitete in dem
Bottleshop der zur Bar Kirbys gehört. Wir arbeiteten gerade mal eine Woche dort
und schon bekamen wir ein Jobangebot auf einer Sandalwood Farm. Unsere Aufgabe
war es das Unkraut rund um die „guten Pflanzen“ zu sprühen.
In der Ferne sieht man die Traktoren mit den Sprayguns |
Der verdienst war
extrem gut und die Arbeit auch nicht zu schwer. Wir arbeiteten tagsüber für 24
Dollar die Stunde und für 28 Dollar die Stunde in der Nacht. Bei Überstunden gabs
dann sogar 36 Dollar J Ein weiterer Vorteil war, dass wir unsere Farmtage bekommen
haben. Wenn man hier in Australien ein zweites Jahr bleiben möchte muss man
mindestens 3 Monate Farmarbeit nachweisen. Unser Alltag sah eigentlich immer
gleich aus. Von Montag bis Freitag arbeiteten wir von 16 Uhr bis 12/1 Uhr
morgens und das Wochenende hatten wir frei. Es ging eigentlich jeden Samstag
ins Kirbys und Sonntag war chillen angesagt. Am 29 Oktober feierte ich sogar
meinen Geburtstag auf dem
Sandalwoodfeld. Ein Traum wurde war! :D
Beim
nächsten Mal berichte ich weiterhin von meiner Zeit in Katherine und unseren
Plänen nach Bali zu fliegen. Bis dann
Euer Vincent
P.S Ein paar weitere Eindrücke vom Sandalwoodfeld:
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