Samstag, 15. Februar 2014

Katherine

Die Zeit in Katherine ist wahnsinnig schnell vergangen! Mein 20stes Lebensjahr ist nun angebrochen und ich habe noch vor viel zu sehen und zu erleben. In Katherine fängt gegen Oktober die Rainseason an. In Jahren mit besonders extremen Niederschlägen können die Wassermaßen sogar bis in die Stadt reichen. Das passiert aber nur extrem selten.

Anfang November wurde es immer stürmischer und es regnete regelmäßiger. Das beeinflusste leider unsere Arbeitszeiten auf dem Sandalwood-Field. Wenn es regnet werden die Chemikalien direkt wieder von dem Unkraut gewaschen. Wenn es zu stark windet zerstreuen sich die Chemikalien und wir laufen Gefahr die Sandalwood-Pflanzen zu zerstören. Also mussten wir aufhören sobald ein Unwetter aufzog. Nach einer schlechten Woche im November habe ich mich entschlossen bei meinem alten Job anzufragen. In einem Bottleshop ist man natürlich unabhänig von dem Wetter. Ich konnte sofort wieder anfangen und entschied mich etwas neues(altes) auszuprobieren. Ich hatte zwar gerade mal die Hälfte meiner Farmtage aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich mein zweites Visa nicht benötigen würde. In den ersten zwei Wochen arbeitete  ich jeden Tag und am Wochenende sogar 13 Stunden. Erst Bottleshop und anschließend bis in den frühen Morgen hinein hinter der Bar. Ja ihr habt schon richtig gehört ich als Barkeep J 

Schlimmster Teil des BS! Der Drive-Through.


Katherine ist natürlich schon ein spezieller Ort für diesen Job. Es gibt harte Regulierungen wie viel Alkohol man pro Tag kaufen darf und in welchem Zustand. Pro Tag darf jede Person über 18 Jahre nur einen Beutel Goon kaufen. Goon ist dieser minderwertige billig „Wein“ den die Backpacker und Aborigines lieben. Da aber vor allem die Aborigines zu viel trinken darf man nur einen 2 Liter Beutel pro Tag kaufen. Beim Kauf muss der Käufer uns seinen Personalausweiß vor zeigen und wir scannen ihn in ein System ein, welches mit allen Bottleshops im Northern Territory verbunden ist. So können wir sehen ob diese Person bereits Alkohol gekauft hat an diesem Tag. Zudem darf man in Australien keiner Person Alkohol verkaufen die schon etwas Alkoholhaltiges getrunken hat. Unsere Aufgabe ist es also herauszufinden ob der Kunde betrunken ist oder nicht. Dies ist in der Tat manchmal ein schwieriges Unterfangen. Viele von ihnen sind einfach extrem neben der Rolle, nuscheln, zittern und verhalten sich merkwürdig. Von daher müssen wir jeden wieder wegschicken, bei dem wir uns unsicher sind. Wenn wir eine betrunkene Person bedienen und ein Polizist das sieht würde ich meinen Job verlieren und ein Strafgeld von 4000 Dollar zahlen. Zudem würde dann der Bottleshop für eine Woche geschlossen werden und ein Strafgeld von 40.000 Dollar wird fällig. Zusätzlich wird der Laden für eine Woche geschlossen und alle Einnahmen der Woche werden an den Staat gezahlt. Die Regulierungen sind schon nicht ohne.
Marius, Britta, Franzi un Sonja entschieden sich bei dem Farmjob zu bleiben und zogen auf die Farm da man dann flexibler arbeiten kann und höchstwahrscheinlich bessere Stunden bekommt. Das war nun also das erste Mal, dass Marius und ich uns aufteilten. Zwar sahen wir uns noch ab und zu an den Wochenenden aber wir lebten nicht mehr am selben Ort. Allerdings hatten wir und die drei Mädels noch zusammen einen Flug nach Bali gebucht damit wir über Silvester dem nassen Katherine entkommen. Der Urlaub stand also schon fest und nun hieß es nochmal einen Monat arbeiten. Luke, Chiko und ich wohnten nun nicht mehr im Rj`s sondern in dem Stuart Motel. Es war nicht besser als das Rj`s aber wir erhofften uns ein paar neue Leute kennenzulernen. Zudem waren unsere Tage im Rj`s auch schon gezählt, da es auch kein sonderlich guter Ort für Backpacker ist J
Luke und ich hatten die meiste Zeit ein eigenes Zimmer und Chiko war nebenan mit Luka (Italiener) und Chiko „2“ (Franzose).
Chiko , Luka , Jake , (vorne Chiko 2)

 Da ich nun mit keinen Deutschen mehr zusammenlebte war ich gezwungen Englisch zu reden. Zwar war ich vorher auch immer bemüht so selten wie möglich Deutsch zu reden aber nun gab es nicht mehr die Möglichkeit. In dieser Zeit hat mein Englisch sich auch enorm verbessert und man passt sich natürlich dem Slang der Stadt an. Da in der Rainseason kaum noch Backpacker in der Stadt waren wurde es immer ruhiger. Der Job in einem BS ist zwar nicht wirklich anstrengend, aber kann durch aus sehr auf deine Stimmung schlagen…  Jeden Tag gerät man in mehrere Streitigkeiten mit den Abos. Viele von ihnen sind betrunken und versuchen trotzdem Alkohol zu kaufen. Wenn wir sie dann wegschicken hört man eine Vielzahl von Beleidigungen und Gewaltandrohungen. Für sie ist Gewalt in erster Linie die einzige Möglichkeit der Konfliktlösung. Aus diesem Grund haben wir überall Kameras und ständig anwesende Securitys. Es ist schon das ein oder andere Mal soweit gekommen, dass Securitys oder Polizisten uns aushelfen mussten wenn ein Kunde zu weit ging. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl wenn vor deinen Augen ein Mensch von der Polizei niedergerungen, festgenommen und abgeführt wird nur weil er sich darüber aufregt , dass du ihm den Alkohol verweigert hast.
Zorniger Kunde wurde abtransportiert.

 Aber genau diese Situationen erlebte man jeden Tag im BS. Bevor man in einem BS arbeiten darf muss man die sogenannte „ Liquer Liscence“ abschließen. Das ist einfach nur ein Online-Test der dir zeigt wie man mit Betrunkenen Menschen umgehen soll. In der kompletten Zeit die ich dort arbeitete habe ich es nie geschafft diesen Test abzuschließen da immer irgendetwas dazwischen kam. Dies hatte auch fast ersthafte Auswirkungen als wir eines Abends Besuch von der Polizei bekamen. Ich stand nichts ahnend hinter der Bar als auf einmal mein Chef mich wegscheuchte und mir sagte ich soll mich in dem Kühlraum verstecken. Da stand ich also nun und frierte mir den Arsch in dem extrem kalten Raum ab. Kurze Zeit später durfte ich wieder raus musste aber meinen Job mit einem der Securitys tauschen. Der Security stand nun planlos hinter der Bar und ich planlos neben dem Eingang. Nach einer Stunde war dann auch wieder alles in Ordnung und wir tauschten wieder unsere Rollen. So macht man das nun mal in Katherine. Nun aber nochmal zurück zu den Abos: Man soll zwar immer ruhig und höfflich bleiben aber das fällt einem manchmal extrem schwer wenn sie probieren dich zu verarschen oder dich aufs übelste beleidigen. Von daher hat man auch ab und Momente in denen man ihnen gegenüber laut oder aggressiv wird. Es gab immer wieder Tage an denen man einfach nur genervt ins Motel kommt sich schlafen legt und genau weiß, dass der ganze Wahnsinn am nächsten Tag weiter geht und an dem darauf auch und am Wochenende dann sogar in 14 Stunden-Schichten. Naja das Geld hat gestimmt und es gab mir was zu tun in der doch recht tristen Regenzeit. Einerseits habe ich Mitleid mit den Abos, da man sieht wie sie ihr Leben und das ihrer Kinder zerstören. Aber genauso ist man mit der Zeit derartig genervt von ihrem Verhalten. Vor allem der „Big Boss“ des Bottleshops und der ein oder andere Manager behandeln die Abos wie den letzten Dreck. Für sie sind diese nur eine sichere und unersättliche Geldquelle. Eines Tages kam eine schwangere Aborigine Frau in den Laden und wollte Alkohol kaufen. Ich habe sie natürlich abgewiesen auch wenn sie nüchtern war. Dies wiederholte sich ein paar Mal und das eine Mal regte ich mich mit Luke darüber auf, dass sie nicht an ihr Kind denken sondern nur an den Alkohol. Unser Boss bekam das mit und zeigte uns unseren Vertrag, den wir unterschrieben haben. Darauf stand, dass wir auch Schwangere Personen bedienen müssen! Wenn wir das nicht tun und er es sehen würde kann er uns deswegen feuern. Das war für mich eine echt erschreckende Einsicht wie egal es den meisten ist was aus den Abos wird. Wenn die Mutter schon in der Schwangerschaft permanent trinkt und das Kind in diesem Umfeld aufwächst dann ist es ja kein Wunder, dass sie nie wirklich Fuß fassen und sich ein Leben aufbauen. Es ist quasi wie ein Teufelskreis. Ich habe schon einige Erfahrungen gesammelt in Katherine und es war auch alles in allem eine tolle Zeit dort. Zwar zählte ich schon die Tage bis zu meiner Abreise aber es war trotzdem ein merkwürdiges Gefühl die Stadt nach vier Monaten Richtung Darwin zu verlassen.
Letzter Arbeitstag. Ein Wink mit dem Scheunentor?!


Kurz vor Weihnachten machten Marius, Harry (aus Estland) Richtung Darwin auf. Unser Flug nach Bali sollte am 27.12 gehen aber wir wollten noch ein bisschen Zeit haben um den Van zu verkaufen , da schon fest stand, dass ich nach Bali erst mal alleine weiter reise. In Darwin angekommen regnete es die ganze Zeit und zudem hatte ich mir leider meinen Magen verdorben und lag nur im Bett… Das galt auch für den Heiligenabend an den ich mir vor allem in dieser Situation nichts anderes gewünscht hätte als zu Hause zu sein. Krank sein ist ja sowieso nichts Schönes aber wenn man sich dann noch im Ausland befindet ist es nochmal schlimmer. Den Van konnten wir leider nicht verkaufen und von daher vertrauten wir ihn Kas, einem Australier den wir im Hostel kennengelernt hatten, an. Er wollte ihn für uns verkaufen und uns anschließend das Geld überweisen. An sich war das natürlich sehr leichtsinnig, da wir ihn erst seit kurzem kannten und er genauso gut mit dem Geld/Van abhauen kann. Eine andere Möglichkeit gab es allerdings nicht da ich nicht mehr nach Darwin zurückkehren werde. An diesem Punkt muss ich auch ehrlich sagen habe ich mich bereits damit abgefunden, dass ich die Gutruhn oder das Geld für sie vermutlich nie zu sehen bekomme.
Das wohl letzte Bild von Gutruhn! 

 Nach also einer nicht so berauschenden Zeit in Darwin ging es dann am 27 Dezember endlich Richtung Bali!

P.S.
Während meiner kompletten Arbeitszeit im BS lag das im Kühlraum

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