Weiter geht
die Reise gen Osten. Bisher haben wir wahnsinnig schöne Orte gesehen und es
sollte noch besser werden. Am Chelly Beach lernten wir Paul kennen, der uns von
einem paradisischen Strand berichtete der nicht weit entfernt liegt. Laut ihm
sei er perfekt zum Angeln, Schwimmen und Surfen. Eine Offroad Strecke soll zu
diesem abgelegenen Platz führen. Wir entschieden uns spontan mit Paul ins
Paradis zu fahren. Die Offroad Strecke stellte sich als eine wahre Herausforderung
dar. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ein Auto in der Lage ist solche
Hindernisse zu überwinden. Mehrmals mussten wir aussteigen um Luft aus den
Reifen zu lassen oder die Fahrbahn zu begradigen. Es war eine wahrhaftig
abenteuerliche Fahrt dorthin.
Wir kamen schließlich an und uns bot sich eine
atemberaubende Aussicht! Ein sandiger Weg führte die Klippe hinunter zu dem
wohl schönsten Strand den ich in meinem Leben bis jetzt gesehen habe.
Wir waren
weit und breit die einzigen dort, was die Atmosphäre noch unbeschreiblicher
machte. Wäre so ein Strand in Deutschland zu finden wäre er jeden Tag mit
Menschen überrannt. Die anderen waren schon auf dem Weg ins Wasser als ich
einen Kampf mit der Sonnencreme in meinem Auge führte. Als ich wieder halbwegs
sehen konnte machten Paul und ich uns auf zum Angeln. Wir kletterten über all
die Felsen bis wir eine von wasserumspülte Felsplatte fanden. Hier bot sich die
perfekte Möglichkeit zum Angeln. Julius und Flo gesellten sich zu uns und die
Fische ließen nicht lange auf sich warten. Wir zogen einen nach dem anderen
heraus und bald hatten wir mehr als genug.
Wir fuhren wieder zurück zum Chelly
Beach und aßen unseren Fisch. So langsam komme sogar ich als eigentlicher
Fischhasser auf den Geschmack. Selbst gefangen schmeckt es sowieso besser!
Am nächsten
Tag erreichten wir Bremer Bay und folgten einem Insidertipp zu einer Sanddüne,
die einem älteren Ehepärchen gehört. Nachdem wir ihre Erlaubnis eingeholt
hatten machten wir uns auf den Weg zum Sandboarden. Die Sandwüste war sehr
schön auch wenn das Sandboarding sand(g)
und klanglos scheiterte. Wir machten das Beste daraus rollten die Düne hinunter
und ich surfte ein wenig auf Flo. Das Vin(d)cesurfing war erfunden.
Vincesurfing |
Auf dem
Rückweg folgten wir einer Schlangenspur die uns (ihr werdets nicht glauben) zu
einer kleinen Schlange führte. Schon heftig wie viele Schlangen wir in den
letzten Tagen zu Gesicht bekommen haben. Von dort aus ging es weiter zum
Fitzgerald Nationalpark in dem wir zwei weitere Nächte verbrachten. Nach dem
Angelwahnsinn mit Paul hatte auch Julius das Angelfieber gepackt. Wir wollten
direkt seine neu erworbene Hochseeangel ausprobieren und fuhren zu einem nahe
liegenden Angelstrand. Es war leider sehr windig, was es unmöglich machte dort
zu angeln. Ich erinnerte mich, dass ich als ich noch klein war immer Krabben
zusammen mit meinem Bruder und Opa gefangen habe. Die Krabbenjagd war eröffnet!
Nach ca. 2 Stunden hatten wir einige zusammen und wir versuchten sie
„professionell“ zu zubereiten. Nachdem die erste ihr heißes Bad hinter sich hatte
versuchten wir sie zu essen. Wir haben ein paar Fetzen Fleisch herausbekommen
aber den größten Teil konnten wir nicht verwerten. Flo und ich schenkten den
anderen die Freiheit.
Am nächsten
Tag ging es weiter und wir erreichten die Stadt Esperance am Australia Day.
Unglücklicherweise waren alle Geschäfte schon zu und der Großeinkauf wurde auf
den übernächsten Tag verschoben. Wir machten uns auf den Weg zur Lucky Bay, die
im Le Grand Nationalpark liegt. Der Camping Platz war mit allem ausgestattet
und wir verbrachten hier ein paar Tage. Angeln, schwimmen und entspannen.
Julius und ich beim Angeln |
Den
einen Abend verbrachten Flo und ich mit zwei Australierinnen, die uns am
nächsten Tag mit zur Thistle Cove nahmen. Dies war mal wieder ein wunderschöner
Strand der perfekt zum Bodyboarden und Surfen war. Das Bodyboarden klappte
optimal jedoch waren meine Surfversuche eher kläglich. Egal es hatte jede Menge
Spaß gemacht!
Thistle Cove |
Bevor wir den traumhaften Nationalpark wieder verließen ging es
zu einem kurzen Hike auf den Frenshman Peak. Man hatte eine unglaubliche
Aussicht und konnte noch einmal auf die Lucky Bay zurück blicken.
Für viele
Australier gilt der süd-östliche Zipfel unter Perth als absoluter Geheimtipp. Das kann ich nur bestätigen!
Gen Norden
verließen wir Esperance und wollten nun einen Stopp in der größten Minenstadt
Australiens einlegen. Kalgoorlie war zwar ein Umweg von 400 k für uns aber wir
wollten uns die Stadt nicht entgehen lassen. Vor Kalgoorlie nächtigten wir an
einem See was sich als ein fataler Fehler herausstellte. Ich habe noch nie
solch ein Aufkommen an Mücken erlebt. Sobald die Sonne unterging fing die Rush
Hour an. Wir waren derart genervt, dass wir uns schon um 8, mit
Antimücken-Räucherstäbchen bewaffnet, ins Bett verzogen. Morgens um 5 wachte
ich auf und sah vor unserem Fliegennetz um die 20 Mücken herum schwirren.
Dieses Geräusch … und das am frühen Morgen. Als Flo voller Wut und Verwunderung
losbrüllte: „WAS?! Die hat sich gerade eben durch das Fliegengitter
gequetscht!!!“ (GITTAQUETSCH!!!)-Er zeigte mir voller Entsetzen die
zerquetschte Mücke auf seiner Hand entschieden wir uns früh auf den Weg nach
Kalgoorlie zu machen. Gerade als wir den Coles Parkplatz erreichten rief uns
Julius an und warnte uns vor einer Polizeikontrolle in der Stadt. Gut das wir
schon mitten in der Stadt standen. Julius kam zu uns und wir verabschiedeten
uns von ihm da er Richtung Perth weiter ziehen wollte. Es war eine coole Zeit
mit ihm aber zu zweit wird’s bestimmt genauso toll J
In
Kalgoorlie gibt es das größte von Menschenhand gegrabene Erdloch der Welt. Da
wollten wir noch hin bevor es auf die endlosen Weiten der Nullarbor gehen
sollte. Gekonnt fuhren wir nur auf Nebenstraßen um der Polizeikontrolle zu
entgehen. Ohne Auto in Kalgoorlie festzusitzen wäre doch eher suboptimal. Zum
Glück schafften wir es mit Ludwig zum Super Pit. Vor uns tat sich ein
gigantisches Erdloch auf. Es war überwältigend den monströsen Maschinen von der
Ferne zu zugucken. Ich hätte nicht erwartet, dass ein Erdloch so beeindruckend
sein kann!
Noch am
selben Tag machten wir uns auf den Weg nach Norseman um von dort auf die
Nullarborebene zu fahren. Diese geht 1200km Richtung Osten und außer eine karge
Landschaft soll es da eigentlich nicht viel zu sehen geben. Der Name Nullarbor
kommt aus dem Lateinischen und steht für „keine Bäume“ (Null, Arbor) Wir fuhren
also Stunde für Stunde einfach nur gerade aus, spielten Karten und bestaunten
die Eintönigkeit der Landschaft.
Hungernde Dingos am Straßenrand |
Sandsturm voraus |
Auf einmal fiel Florian ein kleiner Rucksack
am Straßenrand auf. Wie hielten an und nahmen ihn mit. In ihm war eine
unfassbare große Ansammlung an Medikamenten, Kreditkarten, Schmuck, Nähzeug,
Nagelschere usw. Nach kurzer Zeit entschieden wir uns zum Fundort zurück zu
fahren. Wer so viele Medikamente dabei hat wird sie bestimmt dringend
benötigen. Und tatsächlich am Straßenrand stand eine aufgelöste Frau und ein
Mann die den Boden absuchten. Wir hielten am Straßenrand an und gaben der Frau
ihren Rucksack zurück. Sie war außer sich vor Freude! Sie umarmte uns und hörte
gar nicht mehr auf sich zu bedanken. Dann fragte sie uns ob sie und ihr Mann
für uns beten dürfen. Es war erneut merkwürdig aber da mir das ja schon in
Perth passiert ist wusste ich ungefähr was mich erwartet. Wir standen also am
Straßenrand und ihr Mann betete für unsere Reise und unser Wohlbefinden. Das
war schon eine tolle Erfahrung! Einen fremden Menschen mit einer einfachen
Geste so glücklich zu machen.
Mit Karma
gestärkt ging es also weiter.
Wir kamen an dem 90 Miles straight pass vorbei
und als wir ein paar Kilometer weiter eine Autoruine am Straßenrand sahen
entschieden wir spontan einen genaueren Blick auf diese zu werfen. Das Auto war
Nahe zu komplett zerstört. Wir konnten jedoch noch Verwendung für einen
Autoreifen finden.
Unser Plan war es nach Cairns zu fahren und auf dem Weg kann
man dann doch zwei Ersatzreifen gebrauchen. Nachdem wir uns bedient hatten
tobten wir uns noch ein bisschen aus. Ich wollte schon immer Mal eine
Windschutzscheibe einschlagen J Die nächste Hürde die anstand war die
Fruchtfliegenkontrolle in Ceduna. Nicht das wir Obst schmuggeln. Aber bei so
einer Kontrolle achten sie eventuell auch auf das Nummernschild und der gute
Ludi ist ja nicht legal. Wir entschieden die Grenze in der Nacht zu überqueren.
Vielleicht ist dann ja nur ein Kontrolleur im Dienst. Damit lagen wir richtig.
Wir hielten ihm ein paar Zwiebeln und Reis vor die Nase und er warf einen Blick
in unseren Eski. Er sagte, dass alles gut sei und schrieb sich das
Nummernschild auf. Nicht das Nummernschild! Nein! Er joggte Richtung
Kontrolleurhaus. Die Schranke war immer noch offen und er hatte alles gut
gesagt. Bevor er sich noch einmal umdrehen konnte waren wir schon verschwunden
und fuhren in die Dunkelheit hinein. Nur schnell weg von der Kontrolle.
Ob er das
Nummernschild gecheckt hat oder nicht war uns dann auch egal. Mit jedem
Kilometer den wir zwischen uns und Ceduna brachten fühlten wir uns sicherer.
Nach ein bis zwei Stunden Fahrt hielten wir an einem Parkplatz an und
verbrachten die Nacht dort.
Das wars
soweit von mir. Ich melde mich demnächst wieder.
Liebe Grüße
und bis bald!
Euer Vincent
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